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Trimstein - So arbeitet ein Bauer im Winter

Wie sieht ein Tag auf einem Bauernhof aus, wenn Schnee liegt, die Böden gefroren sind und die Kühe im Stall bleiben? Wir haben nachgefragt und uns mit Peter Kiener in Trimstein getroffen.

Waldarbeiten in Trimstein. (Bild: zvg)
Peter Kiener: "Holzen ist einer der gefährlichsten Berufe." (Bild: Rolf Blaser)
Unterwegs beim Schneeräumen.
Peter Kiener: "Je tiefer die Temperaturen, umso angenehmer die Arbeit im Wald." (Bild: zvg)
Schnitzelheizung für 11 Wohnungen. Das Holz wird während zwei Jahren getrocknet. (Bild: Rolf Blaser)
Im Sommer wird gemäht. (Bild: zvg)

Seinen Hof oder eher seinen Geschäftssitz hat Peter Kiener (50) am Waldrand in Trimstein. Gleich zu Beginn sagt er: "Ich bin kein typischer Bauer. Seit acht Jahren habe ich keine Kühe mehr." Zuletzt hatte er noch zehn Kühe gehalten, aber das seien zu wenige gewesen. Deshalb hat er sich selbständig gemacht. Kiener arbeitet mit eigenen Maschinen für andere Bauern. Lohnarbeit nennt man dies in der Branche. Unter anderem mäht er Gras, erntet Getreide, fällt Holz und räumt im Winter die Strassen.

 

Die Sache mit dem Mähen

Schon sein Vater habe 1966 angefangen, mit Mähdreschern zu arbeiten. Für kleinere Bauernbetriebe rechne sich die Anschaffung eines Mähdreschers nicht. Ein Mähdrescher kostet um die 350'000 Franken. Kiener hat deren neun. Im Sommer erntet er für rund 200 Bauern in der Region das Getreide. Zum Mähen kommen wir später noch zurück, aber wir wollten erfahren, was ein Bauer im Winter macht. Kiener muss lachen: "Im Winter holzen wir im Auftrag der Gemeinde im Wald von Trimstein."

 

Holzen ist gefährlich

Holzen bedeutet, Kiener und seine Angestellten fällen Bäume, die der Förster markiert hat. "Grundsätzlich wird jedes Jahr nur so viel gefällt, wie auch wieder nachwächst. Allfälliges Sturmholz wird von der Menge abgezogen." Die Holzer-Saison beginnt, wenn die Bäume die Blätter verlieren. "Der Saft der Bäume geht dann von der Krone in die Wurzeln." Kiener hat drei Angestellte, die ihn im Wald unterstützen.

 

"Holzen ist gefährlich. Deshalb muss jeder, der im Wald arbeitet, einen Kurs absolvieren." Nicht nur das Sägen sei gefährlich, sondern auch die Spannung des Holzes. "Es braucht Erfahrung, man muss einschätzen können, in welche Richtung das Holz ausschlägt, wohin der Baum fällt. Äste können runterfallen oder wegspicken." Bisher gab es bei Kieners Team noch keine grösseren Unfälle.

 

Je kälter, desto besser

Während rund zwei Monaten ist er mit seinen Männern im Wald. "Zurzeit ist das Wetter ideal. Es ist kalt, die Böden sind gefroren. Wir können mit den Maschinen in den Wald und versinken nicht im Schlamm." Minus fünf Grad sei eine angenehme Arbeitstemperatur, sagt Kiener. Als ich ihn fragend anschaue, sagt er: "Wir tragen Schutzkleidung. Wäre es wärmer, also zwischen fünf und zehn Grad, würden wir darin schwitzen und es wäre sehr unangenehm."

 

Und ja, es sei sehr anstrengend und mache müde. Aber man gewöhne sich an die Arbeit im Wald. "Die Pause verbringen wir im Wald, zum Mittagessen kommen wir zu uns nach Hause."

 

Vom Wald in die Heizung

Ein Teil des Holzes wird im Wald mit einer gewaltigen Maschine zu Holzschnitzel verarbeitet. "Ich habe bei mir vor 15 Jahren eine Holzschnitzelheizung eingebaut. Damit versorgen wir elf Wohnungen in der Nachbarschaft mit Wärme." Damals wusste Kiener noch nicht, wie und ob sich dies rechnet. Die meisten hätten vorher mit Oel geheizt.

 

Heute sind sie nicht mehr auf Heizöl angewiesen, sie haben mehr Platz im Keller und beziehen die Wärme aus Holz, welches von hier stammt. "Wir verbrennen pro Jahr rund 75 Kubikmeter Holz." Das sind über den Daumen gepeilt um die 75 Tonnen. Damit können 12'000 Kilo Heizöl gespart werden. "Preislich sind wir sogar günstiger, als wenn wir mit Öl heizen würden."

 

Wenn es schneit

Neben Holzarbeiten übernimmt Kiener auch den Winterdienst von Trimstein. Das beinhaltet die Schneeräumung und das Salzen auf dem Gemeindegebiet. "Das Salz entnehmen wir einem eigenen Silo. Zudem sind wir auch für die Schneeräumung bei der Nestlé in Konolfingen zuständig. Da geht es um die Parkplätze und Zufahrten."

 

Er habe gerne Schnee. Man müsse halt immer den Wetterbericht im Auge behalten. "Manchmal ist es auch so, dass wir hier in Trimstein oben Schnee haben, an der Grenze zu Münsingen aber keinen." Je nachdem steht Kiener mitten in der Nacht auf und geht Schnee räumen. Letztmals war er Anfang Jahr unterwegs. "Da es seither nicht geregnet hat, wirkt das Salz noch."

 

Im Sommer wird gemäht

Zurück zum Ernten. Kiener arbeitet mit seinen Maschinen für 200 Bauern in der Gegend. Im Frühling mäht er Gras und packt es in Siloballen ab. Im Sommer, wenn das Getreide trocken ist, ist Peter Kiener mit neun Mähdreschern unterwegs. "Wegen der unterschiedlichen Höhenlage ergibt es sich von selbst, dass nicht alles aufs Mal kommt." Zuerst ist das Getreide in Rubigen, Wichtrach und Münsingen bereit. Dort unten kommt die Saat früher als in höheren Lagen wie dem Ballenbühl oder in Grosshöchstetten. "Normalerweise ruft mich der Bauer an, wir machen einen Termin aus und dann wird geerntet."

 

Schlechter Sommer

"Die Qualität des Getreides war letztes Jahr schlecht. Das Wetter war zu feucht, die Böden nass. Es gab auch Felder, die konnten nicht gemäht werden, weil der Boden zu matschig war." Kiener kann erst mittags, wenn das Tau trocken ist, mit dem Mähen beginnen. "Dann mähen wir, so viel wir können. Das heisst, solange es trocken ist."

 

Der Mähdrescher trennt die Spreu vom Weizen. Je weniger das Getreide gespritzt wird, umso mehr Unkraut kommt mit. Umso schwieriger wird dadurch die Trennung. Weil die Qualität des Getreides schlecht war, gab es Abzüge beim Preis. "Unter dem Strich kam mich das feuchte Jahr teurer zu stehen. Die nassen Böden gaben Mehrarbeit, zudem brauchten die Maschinen deswegen mehr Diesel."

 

Peter Kiener beschäftigt drei Festangestellte und verschiedene Teilzeitangestellte. Zwischen den Jahreszeiten besorgen er und sein Team den Unterhalt und die Servicearbeiten am Maschinenpark.

 

[i] Lohnunternehmen Peter Kiener, Bühl, Trimstein.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.01.2022
Geändert: 24.01.2022
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