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Walkringen - Zwergrinder brauchen neues Daheim
Sandra Henzer züchtet im Bigenthal die kleinste Rinderrasse der Welt. Um diesen ein tiergerechtes Zuhause zu bieten, muss sie jedoch einen steilen Weg gehen.
Eine idyllische Szene: Die einmonatige Mel rennt etwas stolperig nach ihrer Mutter den steilen Hang hinunter. Das Bigenthal, immer noch ein wenig verschneit, ist Heimat von neun ganz speziellen Rindern.
Seit vier Jahren züchtet hier Sandra Henzer die kleinste Rinderrasse der Welt, Dahomey genannt. Diese sind unter Rindern das, was Ponys unter Pferden sind. Sie werden rund 100 Zentimeter gross. Der Name steht für ihre Herkunftsregion, das westafrikanische Dahomey im heutigen Benin. In der Schweiz gibt es gerade mal vier Züchter und rund 150 Tiere. Für Henzer ist es ein ganz besonderes Hobby. «Ich bin mit Leib und Seele Rinderzüchterin. Ich finde sie einfach unglaublich interessant», sagt sie über ihre Tiere.
Auf einem Bauernhof aufgewachsen, hatte Henzer immer schon eine tiefe Zuneigung zur Landwirtschaft und zur Viehzucht. Gelernte Bäuerin ist sie jedoch nicht. Das wird für sie nun zum Problem.
Bauhindernisse
Der über 30-jährige Stall, in dem ihre Rinder leben, ist seit Jahren baufällig und weist für die Tiere mittlerweile schon beinahe prekäre Verhältnisse auf. Deshalb hat sie letzten Frühling ein Baugesuch eingereicht, um ihren Stall abzureissen und einen neuen aufzubauen.
Geplant war ursprünglich, den alten Stall zu vergrössern, sodass sie ihre Herde auf bis zu 15 Tiere ausweiten könnte. Dies sei nötig, um den Rassenerhalt der Tiere zu gewährleisten und eine neue Blutreihe entstehen zu lassen. Viele Züchter kreuzen die Dahomey mit anderen Rinderarten, um sie grösser zu machen und somit mehr Fleisch zu erhalten. Sandra Henzer hat dem den Kampf angesagt: «Ich will dazu beitragen, dass uns diese härzigen Tiere so erhalten bleiben.»
Ein Vergrössern des Stalls wurde ihr jedoch nicht erlaubt. Die fehlende bäuerliche Ausbildung ist einer der Hauptgründe dafür. Für Hobbytierhalter wie Henzer ist nämlich das Bauen in der Landwirtschaftszone an klare Bedingungen geknüpft. Ein möglicher Ausbau wurde vom Amt für Gemeinden und Raumordnung als nicht zonenkonform angesehen und daraufhin abgelehnt. Nach zwei Besuchen vonseiten der Baubehörden wurde ihr die Möglichkeit aufgezeigt, ihren Stall zwar neu zu bauen, dieser müsse aber gleich gross und ohne Erweiterungen sein. Dafür braucht es jedoch eine neue Ausnahmebewilligung.
Das lange Warten
Die Frustration über den Behördendschungel ist Sandra Henzer klar anzusehen: «Nach einem Jahr sind wir immer noch nicht weiter. Hätten sie mir den Entscheid früher mitgeteilt, hätte ich auf eine Vergrösserung von Anfang an verzichtet.» Dies wäre auch für die Rinder besser gewesen. Wegen der unzureichenden Verhältnisse im Stall wären sie in diesem Winter nämlich an einer Pilzkrankheit erkrankt, was laut Henzer mit einem moderneren Stall durchaus hätte vermieden werden können. Provisorische Befestigungen waren nötig, um die Sicherheit der Tiere zu gewährleisten. So musste sie teilweise den Boden erneuern und eine Wand mit Stützen vor dem Einstürzen bewahren. Investitionen, die Henzer aufgrund des schwerfälligen Entscheidungsprozesses und der Bearbeitungsdauer nicht nachvollziehen kann.
Das Ausnahmegesuch ist mittlerweile eingereicht worden, und Henzer hofft darauf, bald bauen zu dürfen. Sie sagt dazu: «Auch wenn ich nicht ausbauen darf, so möchte ich mindestens endlich den Tieren einen tiergerechten Stall bieten.»
Im September erwarten Henzers Rinder übrigens erneut Nachwuchs. Diesmal hoffentlich im neuen Stall.
Erstellt:
01.02.2017
Geändert: 01.02.2017
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