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Wendig und vielseitig: Die Vogt Schweiz AG kann auch klein

Feuerwehrautos? Gross und eindrücklich! Aber nicht immer: Mit frischen Ideen, einer Prise Fantasie und einem ungewöhnlichen Elektrofahrzeug zeigt die Vogt Schweiz AG in Oberdiessbach, dass Feuerwehrtechnik auch ganz klein gedacht werden kann.

Beat Jermann auf dem neuen Fahrzeug «Fredi». (Bild: pg)

Beat Jermann geht vorbei an den grossen Feuerwehrautos: «Ich zeige dir jetzt unser neustes Feuerwehrfahrzeug.» In der Garage dann die Verblüffung: Feuerwehrautos stellt man sich gross, eindrücklich und laut vor. Was da aber steht – hat nur drei Räder und ist gerade mal gleich gross wie ein Posttöffli. Und es heisst «Fredi».

 

Seit über 100 Jahren ist die Vogt AG aus Oberdiessbach im Bereich Feuerwehrtechnik tätig. Im Dezember 2024 hat Beat Jermann die Leitung übernommen und dem Unternehmen einen neuen Namen verliehen: Vogt Schweiz AG. Der erfahrene Unternehmer hat einiges vor: «Jetzt bringen wir etwas frischen Wind rein, ein paar neue Ideen auch von den jungen Mitarbeitenden», sagt er.

 

Eine dieser Ideen ist die neue Löschdecke «Heidi und Peter», die bereits auf dem Markt ist. Noch mehr Aufmerksamkeit dürfte aber das kleine dreirädrige Fahrzeug «Fredy» erhalten.

 

Feuerwehr statt Senioren

Das kompakte Elektrofahrzeug stammt ursprünglich vom Schweizer Hersteller Kyburz, der es als Mobilitätslösung für ältere Menschen konzipierte. «Das Gefährt war technisch überzeugend, aber in der Anschaffung für viele zu teuer», so Jermann. Firmen wie die Post griffen die Idee auf und setzen die Fahrzeuge inzwischen erfolgreich für Transportaufgaben ein. «Zuerst habe ich selbst geschmunzelt über diese kleinen Gefährte», sagt Jermann. «Aber sie haben sich bewährt.»

 

Die Vogt Schweiz AG entwickelte daraufhin eine Einsatzvariante für Feuerwehren. «Wenn man an die Feuerwehr denkt, denkt man immer an grosse Autos mit möglichst viel PS. ‹Fredi› ist das Gegenteil: wendig, kompakt und leise», erklärt Jermann. Das Fahrzeug fährt 25 bis 30 Stundenkilometer, darf bereits mit der Mofa-Prüfung gelenkt werden, nutzt Velowege und kann auf Veloabstellplätzen parkiert werden. Die Reichweite liegt bei 80 bis 100 Kilometern. « Somit können es bereits Jugendliche in der Feuerwehr fahren.»

 

Ein kleine Lastesel

Trotz seiner Grösse ist «Fredi» ein kleines Kraftpaket: Bis zu 100 Kilogramm Material lassen sich transportieren – mit einem Anhänger sogar zusätzlich 145 Kilogramm. Der Einsatz ist vielfältig: «Fredi» kann bei Veranstaltungen oder in engen Gassen erste Gefahrenzonen absichern, ohne dass ein grosses Feuerwehrauto ausrücken muss. «Das erleichtert oft auch den Zugang für nachfolgende Einsatzfahrzeuge», so Jermann.

 

Auch darüber hinaus sieht das Unternehmen viele Möglichkeiten: Etwa als Patiententransport-Fahrzeug, Spitex-Fahrzeug für Innenstädte mit Parkplatzmangel, Abfalltransporter für Bahnhöfe oder Pärke oder sogar als elektrisch betriebener Reinigungswagen für grosse Anlagen. Erste Versuche mit einem Reinigungsprototypen laufen bereits.

 

Aufbau nach Wunsch

Die Anpassung der Fahrzeuge erfolgt wie bei den grossen Feuerwehrautos: Die Vogt Schweiz AG übernimmt das Grundmodell von Kyburz und realisiert individuelle Ausbauten. «Wenn eine Feuerwehr ein neues Fahrzeug bestellt, bringt sie das Kleinmaterial mit – Motorsäge, Schläuche, was auch immer – und wir bauen es passend ein. Genau das machen wir jetzt auch beim ‹Fredi›.»

 

Aktuell sind bereits drei Fahrzeuge verkauft, Rückmeldungen sind positiv, zusätzliche Anhänger wurden nachbestellt. Auch bei Messeauftritten bewährte sich «Fredi» erzählt Jermann: «Er wurde problemlos durch Menschenmengen gesteuert – die Leute wichen aus, als wäre es ein Velo.»

 

Alltagserleichterung - oder so..

Selbst kreative Ideen finden Platz: Ein Lernender baute einen Anhänger mit integrierter Bierzapfanlage, der nun von Vereinen und Geschäften gemietet werden kann.

 

«Wir wollen Lösungen bieten, die nicht nur technisch überzeugen, sondern auch den Alltag erleichtern – sei es im Einsatz oder im städtischen Umfeld», sagt Jermann. Elektromobilität soll dabei eine immer grössere Rolle spielen. «Die grössten Feuerwehrfahrzeuge werden wohl noch länger nicht voll elektrisch unterwegs sein. Aber mit ‹Fredi› haben wir einen guten Anfang gemacht.»


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 06.07.2025
Geändert: 06.07.2025
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