• Region

Wichtrach - Fischerinnen warten auf die Bachforellen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Andrea und Jennifer Bernhard fischen im Eis, im Meer und in der Aare. Die beiden sind mit der Fischerei gross geworden. Ab Freitag dürfen sie die Angel nach Aare-Bachforellen auswerfen.

a02cbd8157694f7c47f0e439a6caf898.jpg
a02cbd8157694f7c47f0e439a6caf898.jpg
Ab Freitag dürfen Jennifer (links) und Andrea Bernhard in der Aare wieder nach Bachforellen fischen. Aber wenn so wenig Wasser fliesst, verstecken sich die beliebten Fische gern an den tiefsten Stellen. Bild: Andreas Blatter
Die Schonzeit ist vorbei. Ab heute darf in der Aare nach Bachforellen gefischt werden. Erlaubt sind sechs Stück pro Person und Tag. Was nun, wenn eine Äsche an der Angel hängt? Jennifer Bernhard lacht und sagt: «Die müssen wieder zurück ins Wasser. Denn Äschen dürfen erst ab dem 16.Mai gefischt werden.» Die 24-Jährige und ihre Schwester Andrea (20) diskutieren über die Logik des Tierschutzgesetzes. Dieses verbietet , einmal gefangene Fische wieder ins Wasser zu setzen. Ist er aber geschont oder zu klein, darf man ihn nicht behalten. «Es gibt aber auch Fischer, die angeln nur aus sportlichen Gründen. Oder sie essen keinen Fisch», sagt Jennifer Bernhard.

Die beiden Schwestern sind mit dem Fischen aufgewachsen. Ihr Vater Urs führt in Wichtrach ein schweizweit bekanntes Fachgeschäft für Fischerei. Seine Töchter arbeiten im Geschäft mit. Andrea Bernhard in Teilzeit. Sie ist gelernte Pharmaassistentin und hat noch einen Job in einer Apotheke. Jennifer Bernhard ist voll im Geschäft. Sie betreut vor allem den Onlinehandel. Was die Familie verbindet, ist nicht nur das Geschäft, nein, alle greifen mit Leidenschaft zur Angel, sogar in den Ferien. «Auf den Malediven ist es toll zum Fischen», sagt Andrea Bernhard. Ihre Schwester erzählt, wie viel Spass sie in Irland bei der Lachsfischerei hatte. Und, wie könnte es anders sein, auch die Lebenspartner der beiden jungen Frauen sind begeisterte Hobbyfischer.

Manchmal gehänselt

In der Schule sind die Schwestern oft wegen ihres speziellen Hobbys gehänselt worden. «Wääh, Fische sind schleimig!» und: «Stundenlang im Wasser stehen muss doch langweilig sein!», kriegten sie zu hören. Aber langweilig wird es den beiden nie. «Wenn es an der Angel zuckt, steigt der Adrenalinspiegel», sagt Jennifer Bernhard. Beissen die Fische einmal nicht, lese sie in einem Buch oder gehe mit ihrer Hündin Sheela spazieren.

Fischen liegt im Trend. Auch bei jungen Frauen. Ein Set mit Rute, Rolle und Schnur in Pink ist in Bernhards Laden ein Verkaufsrenner. «Viele Männer kaufen es für ihre Frau oder die Freundin», sagt Andrea Bernhard.

Fachgerechtes Töten

Die beiden Fischerinnen werden hie und da gefragt, ob sie es fertigbringen, einen Fisch zu töten. Ja. Sie tun es, nachdem sie jahrelang beim Vater gesehen haben, wie es geht: Der Fisch kriegt mit dem Totschläger, der heute politisch korrekt «Betäuber» heisst, einen Schlag aufs Genick. Nachdem er betäubt oder wohl schon tot ist, erfolgt blitzschnell der Kiemenschnitt. «Das Tier leidet nicht», sind die beiden überzeugt und erinnern daran, wie bei der Hochseefischerei die Fische mit dem Netz ins Boot gezogen werden, wo sie elend ersticken und dann in der Schweiz verkauft werden.

Die Fischfachfrauen Bernhard bereiten nur Selbstgefangenes zu: Gebraten oder grilliert, gefüllt mit Kräutern oder Gemüse, ganz oder filetiert. Zuvor müssen die Fische allerdings gefangen werden.

Bachforellen dürfen ab heute gefischt werden, Äschen ab 15. Mai, Felchen seit dem 1. Januar. Für Barben gibt es keine Schonzeit.

Autor:in
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 16.03.2012
Geändert: 16.03.2012
Klicks heute:
Klicks total: