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Wichtrach - Restaurant "Linde" unter Polizeischutz geschlossen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Unter Polizeischutz haben gestern die Behörden das Restaurant "Linde" in Wichtrach geschlossen. Der Wirt besass kein Patent. Die Gemeinde hat Anzeige wegen ungetreuer Betriebsführung eingereicht.

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Die "Linde" Wichtrach ist offiziell geschlossen, bis eine neue Betriebsbewilligung erteilt wird. (Bild: Yasmin Ablondi)
Polizeieinsatz gestern Morgen in Wichtrach: Zum Schutz von Gemeindepräsident Peter Lüthi (FDP) und einem Gemeinderat begleiteten vier Polizisten die Behördenvertreter beim Gang ins Restaurant Linde. Dort vollzogen sie den Schliessungsentscheid, den Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) zuvor verfügt hatte. Noch am Abend zuvor herrschte im Restaurant und in der Pizzeria Al Capone reger Betrieb. Knapp einen halben Tag später war Ruhe eingekehrt.

Ohne Wirtepatent

«Der Pächter erfüllte die gesetzlichen Bedingungen nicht», begründet Statthalter Lerch, welcher Bewilligungs- und Aufsichtsbehörde ist, die Schliessung. Bereits Anfang Jahr sei der Betriebsführer darauf aufmerksam gemacht worden, dass das Wirtepatent fehlt. Die gewährten Fristen verstrichen, ohne dass die Auflagen erfüllt wurden. Zuletzt habe er die Schliessung angedroht, sagt Lerch. Und weil sich weiterhin nichts änderte, hat er das Restaurant gestern schliessen lassen.

Die Schliessung war eigentlich für den 1. September verfügt worden. Wegen einer Beschwerde wartete der Gemeinderat jedoch ab. Am Montag habe die kantonale Volkswirtschaftsdirektion der Beschwerde die aufschiebende Wirkung entzogen, erklärt Gemeindepräsident Peter Lüthi. Deshalb wurde gestern die Verfügung durchgesetzt. «Es war einer der schwersten Gänge meiner Amtszeit», erklärt Lüthi.

Undurchsichtige Strukturen

Die Patentfrage ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Betriebsführung selber. «Der Gemeinderat hat beschlossen, gegen die Betreibergesellschaft Restrag AG eine Anzeige wegen ungetreuer Betriebsführung zu machen», sagt Peter Lüthi. Er begründet dies mit Betreibungen, undurchsichtiger Organisation und nicht bezahlten Versicherungen. Lüthi bezeichnet die ganze Sache als «trauriges Kapitel». Denn die Linde hatte über die Region hinaus einen guten Ruf.

Luli Berisha, seit knapp einem Jahr Pächter der Linde, hat die Schliessung und die Anzeige gefasst entgegengenommen. Berisha führt das Restaurant nicht selber, er hat es einem Geschäftsführer untervermietet. Dieser hatte nur eine provisorische Betriebsbewilligung.

Neues Gesuch eingereicht

Berisha hat nach eigenen Angaben erst vor etwa zwei Wochen von der bevorstehenden Schliessung erfahren und sofort eine Beschwerde eingereicht. Inzwischen habe er einen neuen Geschäftsführer mit Wirtepatent gefunden. Das entsprechende Gesuch wurde vorgestern bei der Gemeinde deponiert. «Wir werden nicht aufgeben und wiedereröffnen», ist Luli Berisha überzeugt. Am Gesuch würden sie festhalten. Wie es mit dem Personal weitergeht, wird heute entschieden. Vieles deute auf eine Entlassung hin, weil es bis zur Wiedereröffnung länger dauern könnte.

Luli Berisha begrüsst die Anzeige durch den Gemeinderat und sieht dieser gelassen entgegen. Damit komme alles auf den Tisch, manches beruhe auf Gerüchten und nicht auf Fakten. Denn der Restaurantbesitzer schulde der Restrag viel Geld. Besitzer Daniel Wüthrich bestreitet das. Ganz im Gegenteil, seit Monaten habe er keinen Pachtzins mehr erhalten. Die aktuelle Schliessung sei möglicherweise das Beste zur Klärung der Situation.

Autor:in
Hans Ulrich Schaad / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 06.09.2011
Geändert: 06.09.2011
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