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Wohnheim: Bolligen wird zur Studentengemeinde
Neben dem Bahnhof Bolligen ziehen ab Montag rund 150 Studenten in ein neu gebautes Wohnheim ein. Vor allem Schweizer Studenten wohnen vorerst in der «Students Lodge».
Etwas klobig mutet das neue Studentenwohnheim in Bolligen von aussen an. Keine Schönheit, aber doch ein grösserer Augenschmaus als jenes in Bümpliz. Betritt man das Haus, gelangt man als erstes in einen kahlen Raum, der mehr an eine Baustelle als an eine fertige «Students Lodge» erinnert. Der Raum, ebenso wie das ganze Erdgeschoss, soll als Gewerberäumlichkeit genutzt werden. Weil die Studentenzimmer und -studios in den oberen Stockwerken aber momentan wichtiger seien, habe man sich auf deren Fertigstellung konzentriert, sagt Jürg Stucki, Präsident des Vereins Berner Studentenlogierhaus (VBSL). Was für ein Geschäft in den Räumlichkeiten einziehen wird, ist noch nicht bekannt.
Noch spartanische Zimmer
In der vierten Etage ist der Bau bereits fertig und bezugsbereit. Die Zimmer sind neutral möbliert und wirken beinahe etwas steril. Dies wird sich aber bald ändern, denn ab Montag werden die ersten Studenten ihre Zimmer im Wohnheim beziehen. Von den rund 150 Studentenzimmern und -studios sind momentan drei Viertel reserviert – die teuersten Zimmer für 860 Franken im Monat sind bereits alle vergeben. Ziel des Vereins sei es, bis Studienbeginn 80 Prozent zu vermieten und im nächsten Jahr, wie bei den anderen beiden Wohnheimen, 98 Prozent der Zimmer bewohnt zu haben.
Obwohl bereits mit dem Namen «Students Lodge» klargemacht wird, dass der VBSL vor allem für Studenten aus dem Ausland Wohnmöglichkeiten schaffen will, sind diese in Bolligen noch in der Minderheit. «Die meisten Zimmer hier werden im kommenden Semester von Schweizer Studenten gemietet», sagt Stucki. Geplant sei das nicht gewesen. Weil sich die Preise für die Zimmer mit 600 bis 860 Franken im Vergleich zu den Wohnheimen Fellergut und Tscharnergut in einem höheren Bereich befänden, sei der hohe Anteil an Schweizern aber nicht ganz überraschend. Ausländische Studenten wohnten vermehrt im günstigeren Wohnheim Fellergut.
1000 Plätze bis 2020
Widersprechen diese Preise aber nicht dem Unterfangen des Vereins, günstigen Wohnraum für Studenten bereitzustellen? Grossen Handlungsspielraum bei den Preisen hat der VBSL laut Stucki nicht. Nötig seien die Mieten aber auch, weil der Verein eine «nachhaltige Finanzierung» anstrebe. Ebenso seien Nebenkosten und Putzservice bereits in den Kosten inbegriffen. Für eine Stellungnahme zum Wohnheim in Bolligen und den Preisen für die Studentenzimmer war die Student-Innenschaft der Universität Bern gestern nicht erreichbar.
Auslöser für den Bau des Studentenwohnheims in Bolligen war die Wohnungsknappheit für Studenten in Bern. Zeitgleich mit der Eröffnung des Wohnheims für das neue Semester verkauft der VBSL aber sein Wohnheim am Kanonenweg in der Länggasse und gibt somit rund 60 Wohnplätze auf. Wie ist dieses widersprüchliche Vorgehen zu erklären? «Für uns ging es am Kanonenweg finanziell nicht mehr auf», sagt Stucki. Zu teure Sanierungen und eine zu kleine Anzahl an Studenten für die gebotene Infrastruktur hätten zu diesem Verkauf geführt. Weil aber noch immer Wohnungsbedarf bestehe, sei bereits das nächste Wohnheim in Planung.
Neues Wohnheim in Berns Osten
Im Zuge des Projekts «Wankdorf City 2» soll ein weiteres Logierhaus entstehen, das für 150 Studenten Platz bietet. Sobald dieses bezugsbereit ist, wird das Wohnheim Fellergut geschlossen und einer Totalsanierung unterzogen. Bis 2020 will der Verein so 1000 Wohnplätze für Studierende bereitstellen können. Seit diesem Juli ist nun auch bekannt, was mit dem Wohnheim am Kanonenweg geschehen wird: In den Wohnungen in der Länggasse will der Gemeinderat ab September Asylsuchende unterbringen. Zurzeit werde zudem geprüft, ob auch Zimmer an Studierende vermietet werden sollen. Der Gemeinderat hat angekündigt, nach den Sommerferien näher über die Asylunterkunft zu informieren.
Erstellt:
12.08.2016
Geändert: 12.08.2016
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