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Worb - "Wir konnten Fakten nicht rüberbringen"
Es sei nicht gelungen, der Bevölkerung die wahren Fakten über Niklaus Gfeller zu vermitteln, sagt FDP-Fraktionspräsident Ueli Emch zum Versuch, mit SP und SVP die Wiederwahl von Gfeller zu verhindern.
Als die Wiederwahl von Niklaus Gfeller am Sonntag feststand, war Ihnen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Warum waren Sie so betroffen?
Ueli Emch: Wir waren lange im Wahlkampf, exponierten uns und hofften auf Jonathan Gimmels Wahl. Wenn das Ziel nicht erreicht wird, ist man enttäuscht. Wir mussten einsehen: Es ist schwierig, einen amtierenden Präsidenten abzuwählen.
Drei Parteien mit total fast 60 Prozent Wähleranteilen portierten den Gegenkandidaten. Wenn dessen Wahl nicht gelingt, politisieren diese Parteien doch am Volk vorbei.
Das sehen wir nicht so. FDP, SVP und SP unterstützten Niklaus Gfeller am Anfang seiner Amtszeit zwei Jahre lang und boten ihm Hilfestellungen an. Als wir sahen, dass es nicht gut läuft, war es für uns nicht primäres Ziel, das an die Öffentlichkeit zu tragen. Wir warteten aber zu lange. Die Stimmberechtigten vernahmen unsere Kritik erst im Wahljahr, es wirkte wie ein Eklat. Und es gelang uns nicht mehr, die wahren Fakten herüberzubringen. Das war der Hauptfehler.
Niklaus Gfeller hat die Wahl gewonnen. Müssen SP, FDP und SVP nun wegen ihrer kritischen Haltung nicht über die Bücher?
Wir sind faire Verlierer und akzeptieren die Wahl. Obwohl FDP, SVP und SP zusammen gekämpft haben, behält jede Partei ihre Ausrichtung bei. Die FDP wird die Verantwortung ihren Wählern gegenüber im neuen Kräfteverhältnis der Parteien wahrnehmen. Die positive Gesprächskultur zwischen FDP, SVP und SP, die wir im Wahlkampf erfuhren, wollen wir weiterhin pflegen, wenn möglich mit allen Parteien.
Sollen die wiedergewählten Gemeinderäte, welche Gfeller offen kritisierten, auf ihre Sitze verzichten?
Ich sehe keinen Grund dafür, die Gewählten zum Rücktritt zu prügeln. Es spricht vieles dafür, dass sie ihr Amt weiterführen und es nicht neuen Ersatzleuten überlassen. Sie haben ja einen Auftrag ihrer Wähler erhalten. Innerhalb der FDP werden wir uns darüber Gedanken machen. Letztlich liegt der Entscheid jedoch bei den Gewählten selbst.
Niklaus Gfeller hat nach der Wahl in seiner Rede den Tarif für die Kollegialität durchgegeben und Forderungen für die Zusammenarbeit gestellt. Wie kam das bei Ihnen an?
Seine Ansprache hat mir missfallen, sie wirkte penetrant. Es wirkte etwa so: «Das Volk hat es bestätigt, ich bin der Grösste und sage, wo es langgeht.» Und eines störte mich extrem: Gfeller erwähnte mit keinem Wort, dass ihn 46 Prozent nicht gewählt hatten. Im Minimum hätte er erwähnen können, dass er dies zur Kenntnis nehme und auch selbst über die Bücher gehe.
Ist im Gemeinderat eine Zusammenarbeit zwischen Niklaus Gfeller und den gewählten Kritikern überhaupt noch möglich?
Grundsätzlich ist es möglich, aber es braucht eine offene Haltung von allen. Nötig ist für die Gewählten nun ein Teamfindungsprozess, zum Beispiel an einer Klausur. Jeder sollte dort sagen können, was er vom anderen erwartet und was er persönlich zum guten Team beitragen wird. Niklaus Gfeller muss dabei selbst seinen Teil beitragen, damit die Zusammenarbeit im Gemeinderat wieder klappt und sich die Situation wie bisher nicht wiederholt.
Und die grossen Parteien? Können sie es sich leisten, den Gemeindepräsidenten weiterhin so stark zu kritisieren? Immerhin haben SVP, FDP und SP Wähleranteile und Sitze eingebüsst.
Wir sind uns bewusst, dass nicht alles von einem Tag zum anderen anders sein kann. Wir werden uns konstruktiv einbringen, jedoch auch kritisch beobachten. Es muss eine Zusammenarbeit im Sinne der Sache und für die Zukunft von Worb geben.
Erstellt:
27.11.2012
Geändert: 27.11.2012
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