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Worber Klima-Aktivistin: "Man spürt einen deutlichen Stadt-Land-Graben"

Die Worberin Saskia Rebsamen engagiert sich an forderster Front für den Klimastreik. Das Bewusstsein für die Thematik wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt, wie sie im Interview mit BERN-OST sagt. Ihr ist es ein Anliegen, dass auch die Bevölkerung auf dem Land aktiver wird.

Klima-Aktivistin aus Worb: Saskia Rebsamen. (Bild: zvg)

Am 24. Mai findet der nächste weltweite Klimastreik statt. Die 16-jährige Saskia Rebsamen aus Worb hilft mit, den Streik in Bern zu organisieren und moderiert die Platzkundgebung.

 

Saskia, seit wann bist du in der Klima-Bewegung aktiv?

Saskia Rebsamen: Ich habe schon am ersten Streik im Dezember teilgenommen. Seit Januar helfe ich mit, Anlässe zu organisieren und bin an den Streiks in der Region immer dabei. 

 

Als Vorstandsmitglied?

Nein, bei uns gibt es keine Hierarchie, keine Chefin und keinen Chef. Wir treffen uns regelmässig in Arbeitsgruppen und tauschen uns in WhatsApp-Chats aus. 

 

So einen Chat stelle ich mir ziemlich gross vor. 

Ja, daran habe ich auch erlebt, wie schnell die Bewegung gewachsen ist. Zu Beginn hatten wir noch einen nationalen Chat. Dieser wurde mit der Zeit in regionale WhatsApp-Gruppen aufgeteilt. Heute gibt es bereits drei Gruppen für die Region Bern. 

 

Hat sich dein Leben stark verändert, seit du in der Bewegung aktiv bist?

Mein persönliches Verhalten musste ich nicht verändern, da ich bereits vorher bewusst nachhaltig gelebt habe. In meiner Familie wird sehr darauf geachtet.

 

Kannst du ein paar konkrete Beispiele nennen?

Ich esse zum Beispiel kein Fleisch, versuche möglichst auf das Autofahren zu verzichten und fliege nicht in die Ferien. Auch das politische Bewusstsein wurde mir von meiner Familie vermittelt. Meine Mutter, Barbara Rebsamen, war früher Präsidentin der Grünen in Worb. 

 

Die Klimastreiks organisierst du aber nicht als Grüne?

Nein, wir haben uns dazu entschlossen, den Klimastreik nicht im Namen von Parteien zu organisieren. Die Bewegung soll unabhängig sein. Wir werden zum Beispiel auch keine Abstimmungs-Parolen herausgeben.

 

Was macht ihr denn politisch?

Während der Session veranstalten wir Kundgebungen vor dem Bundeshaus. So kommen wir direkt mit Politikerinnen und Politikern in Kontakt. Auch die Medienarbeit ist wichtig. Mittlerweile geben wir recht viele Interviews, die wir aber bewusst untereinander aufteilen. Wir wollen keine Greta Thunberg der Schweiz. Wir wollen nicht einfach ein Gesicht, sondern die Anliegen selber sollen im Vordergrund stehen. Es geht uns  darum, aufzuzeigen, dass das persönliche Verhalten nicht reicht, dass es dringend auch politische Massnahmen braucht, damit Nachhaltigkeit besser möglich ist. Eine Flugticketabgabe, Investition in den ÖV, höhere Kosten fürs Autofahren. Eine nachhaltige Lebensweise in der Gesellschaft kann von der Politik auf vielen Ebenen bewusst gesteuert werden.

 

Du besuchst das Gymnasium Kirchenfeld in Bern und lebst auf dem Dorf. Merkst du in Bezug auf die Klima-Thematik Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Ja, bis jetzt ist der Klimastreik eher in der Stadt präsent. Man spürt schon einen deutlichen Stadt-Land-Graben. Ich verstehe gar nicht richtig, warum das Thema auf dem Land weniger aktiv behandelt wird. Denn gerade auf dem Land ist man doch besonders stark betroffen, zum Beispiel durch Ernteausfälle, die durch das Klima verursacht werden. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, auch die ländliche Bevölkerung zu erreichen und aufzurütteln. Wir werden die Frage an der nächsten nationalen Sitzung besprechen. Kürzlich haben wir einen Streik in Ins organisiert, das war ein erster Schritt. Das Klima-Problem wird zu häufig in die Schublade "politisch links" gesteckt. Ich finde das nicht richtig, denn das Problem betrifft alle. 

 

Wirst du denn im Dorf darauf angesprochen, dass du dich so stark engagierst?

Bisher nicht. Ich bin aber auch gar nicht mehr so viel in Worb unterwegs. 

 

Grundsätzlich hat die Bewegung nicht nur Befürworter. Musstest du dir persönlich auch schon Kritik anhören?

Ja, wenn ich Flyer verteilt habe oder bei den Kundgebungen vor dem Bundeshaus. 

 

Wie gehst du damit um?

Man muss damit umgehen können. Ich habe auch nichts gegen konstruktive Kritik. Wenn ich persönlich angefeindet werde, kann ich das nicht so ernst nehmen. Es kam auch schon vor, dass Leute mir vorgeworfen haben, ich sei bestimmt auch schon in die Ferien geflogen. Dabei geht es ja gar nicht darum, einander runterzumachen, sondern darum, gemeinsam Lösungen zu finden. 

 

Das Projekt Klimastreik ist also nach dem 24. Mai noch nicht abgeschlossen?

Nein, es geht weiter. Ein wichtiger Termin sind dieses Jahr natürlich die Wahlen. Im September gibt es daher noch einmal einen grossen Streik. Auch weitere kleine Streiks sind geplant. 

 

klimademo.ch


Autor:in
Annalisa Hartmann, annalisa.hartmann@bern-ost.ch
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Erstellt: 20.05.2019
Geändert: 22.05.2019
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