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Zäziwil - Zäzi-Award für Hornschlitten-Sieger

Quelle
Berner Zeitung BZ

Am Freitag nehmen die Hornschlittler Rudolf Herrmann und Adrian Stucki den Zäzi-Award entgegen. Diesen Pokal erhalten die beiden Mitglieder des Hornschlitten-Clubs Zäziwil für den Sieg am wichtigsten Rennen der Saison.

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Bereit für die Rennsaison: Rudolf Herrmann (links) mit seinem ehemaligen Lehrling Adrian Stucki in der Werkstatt in Zäziwil. (Bild: Hans Wüthrich)
Zäziwil liegt nur 686 Meter über Meer. Schnee fällt dort nicht viel mehr als irgendwo im Mittelland. Trotzdem gibt es einen Hornschlitten-Club mit 24 Mitgliedern. Der Zäziwiler Schmied und Schlosser Rudolf Herrmann hat diesen Verein vor fünf Jahren gegründet. An der heutigen Verleihung des Zäzi-Awards können er und sein ehemaliger Lehrling Adrian Stucki einen Pokal entgegennehmen. Das Team hat beim Hornschlittenrennen am Chuenisbärgli im Januar den 1.Preis gewonnen (Bild). «Dieser Wettkampf in Adelboden ist ein Klassiker wie das Lauberhornrennen», erklärt Rudolf Herrmann.

Training in Linden

An 15 Rennen werden die Zäziwiler Hornschlittler in der kommenden Saison teilnehmen. Trainiert wird beim Skilift Linden, meist abends. Dort werden die Schlitten mit dem Skilift auf den Berg gezogen. Anders als früher, wo Hornschlitten mühsam zu den Heustadeln in den Bergen geschoben werden mussten und dazu dienten, Heu ins Tal zu bringen. Bei den Rennen transportieren Pistenmaschinen die Hornschlitten nach oben zum Start, die Männer gehen zu Fuss. «So werden wir warm und können die Renntaktik besprechen», so Herrmann.

Schnupftabak und Kaffee

An den Rennen wird in der Regel Riesenslalom gefahren. Wer das gut zwei Meter lange Gefährt sieht, dem wird klar: Um es um die Kurven zu bewegen, braucht es nicht nur Muskelkraft, sondern auch geschicktes Steuern und gute Kommunikation zwischen den Fahrern. Diese haben keine Geheimtricks. Einzig Kaffee dient als Doping. «Und eine Prise Schnupftabak», sagt Adrian Stucki. Alkohol vor dem Rennen sei tabu. «Schliesslich müssen wir einen klaren Kopf haben», sagt Rudolf Herrmann. Er sitzt meist vorn und ruft Stucki zu, wie er hinten sein Gewicht verlagern solle. Gebremst wird kaum, denn: «Wer bremst, verliert», sagt Herrmann.

Rennhornschlitten haben wenig mit den Gefährten gemein, die einst dem Heutransport dienten. Zwar ähnelt die Form noch ihren rustikalen Vorgängern. Diese waren aus Massivholz konstruiert. «Unsere Hornschlitten bestehen aus fünf Millimeter dicken Eschenholzstreifen, die verleimt, gepresst und in Form gebracht werden», erklärt Herrmann. Dieses Material sei viel stärker als naturgewachsenes Holz. Trotzdem sei bereits einmal eine Stütze gebrochen, als die beiden Schlittler in vollem Tempo talwärts glitten. Passiert ist ihnen nichts.

Die Hornschlittler stehen in Herrmanns Werkstatt und stellen den Schlitten auf, um die fünf Zentimeter breiten Stahlkufen zu zeigen. «Die sind selbst geschmiedet», sagt Herrmann. Jedes Hornschlittenteam hat sein Geheimrezept, den Stahl zu behandeln. Die einen reiben die Kufen mit Speckschwarte ein, die andern – auch Herrmann und Stucki – behandeln sie mit heissem Skiwachs.

So bald wie möglich nehmen die Hornschlittler das Training auf. Der Zäzi-Award motiviert die beiden Männer. Sie hoffen, in diesem Winter wieder auf dem Podest zu stehen.

Autor:in
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 29.10.2010
Geändert: 29.10.2010
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