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Zu Besuch bei Peter Rosin: «Es gibt nichts Schöneres, als am Abend den Spyri zuzuschauen»
Peter Rosin hat vor Jahren eine Kolonie von Mauer- und Alpenseglern im Turm der Kirche Grosshöchstetten angesiedelt. BERN-OST hat ihn besucht.
Aufgewachsen ist Peter Rosin in Köniz. Nach dem Lehrerseminar trat er eine Stelle in Zäziwil an, danach zog er nach Grosshöchstetten, wo er 40 Jahre an der Sekundarschule unterrichtete. Seit Jahren betreut er eine Kolonie von Mauer- und Alpenseglern, die im Turm der Kirche Grosshöchstetten brüten. Wir trafen uns vor der Kirche und sprachen über seine Leidenschaft für Vögel.
BERN-OST: Peter Rosin, welche Vögel haben Sie heute schon gehört oder gesehen?
Peter Rosin: Das waren Stare, Rotmilane, Spyri, Blau- und Kohlmeise, Mönchsgrasmücke und eine Amsel.
Was sind Spyri?
Spyri ist der Dialektausdruck für Mauersegler.
Woher stammt Ihre Begeisterung für Vögel?
Meine Frau und ich sind so aufgewachsen, wir haben uns schon immer für die Natur, für Insekten, Pflanzen und Vögel interessiert. Wir bauten 1984 ein Haus in Grosshöchstetten. Quer gegenüber stand ein Haus mit Mauerseglern, das war ein Riesenschauspiel. Darauf befestigen wir an unserem Haus Brutkästen für Mauersegler, die waren zwar von der Höhe an der unteren Grenze, aber die Mauersegler kamen.
Wie kam es zur Kolonie im Kirchturm von Grosshöchstetten?
Wir sind auch in der Kirchgemeinde tätig und als es um die Renovation der Kirche samt Turm ging, war dies die Gelegenheit, im Turm Seglerkästen einzubauen. Wir erhielten Hilfe von Toni Schüpbach aus Biglen, er hatte im Kirchturm von Biglen bereits eine Mauersegler Kolonie mit 58 Kästen.
Als der Turm eingerüstet war, bohrte Schüpbach Löcher in die Untersicht des Dachs. Im Januar 2015 haben wir die Kästen darüber montiert. Wir liessen Spyrirufe ab Band laufen, das zog sie an. Im ersten Jahr kamen drei Mauerseglerpaare, um zu brüten. Letztes Jahr hatten wir 26 Mauer- und 10 Alpenseglerpaare, die bei uns brüteten.
Wie kam es dazu, dass auch Alpensegler hier brüten?
Kurz nach einer Predigt entdeckten wir die ersten zwei Alpensegler, die um den Turm kreisten. Der Sigrist half mit. Innert eines Tages haben wir Löcher gebohrt, einen Kasten montiert und am Tag darauf wurde er bezogen. Seither hat es stetig zugenommen. Dies ist meines Wissens der einzige Standort weit und breit wo Alpen- und Mauersegler nebeneinander nisten.
Sind Sie ein Ornithologe?
Nein, nicht im klassischen Sinn. Ich habe Biologie studiert, habe mich aber auch immer für Mathe und Musik interessiert.
Wie viele Vogelarten haben Sie schon gesehen?
Sehr viele. Ich helfe mit beim Ornithologischen Informationsdienst der Vogelwarte Sempach und melde die Vögel, die ich sehe. Ich mache auch mit bei der Winter-Wasservogelzählung, da werden im November und Januar auf allen Gewässern die Wasservögel gezählt. Dies ergibt ein Bild der Vogelmigration in Europa. Es zeigt, wie sich die Vögel anpassen.
Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Bestand der Vögel verändert?
Man sieht schon viel weniger Vögel als früher. Als wir in den 80er Jahren hierherzogen, sah man noch Braunkehlchen, Hänflinge, Fliegenschnäpper oder Trauerschnäpper. Auf dem Feld hinter unserem Haus brüteten Feldlerchen und im Schlosswilermoos brüteten Kiebitze. Die sind heute alle weg. Meine Angst ist, wenn die Insektenmenge weiter abnimmt, werden auch die Segler zu wenig Nahrung finden.
Stellen Sie sich vor:(lacht) In meiner Jugendzeit in den 60er-Jahren reiste unsere Familie an den Neuenburgersee, um den ersten Kormoran zu sehen. Heute brüten die Kormorane im Seeland zu Hunderten in Kolonien.
Haben Sie einen Lieblingsvogel?
Ich mag Limikolen, aber es gibt nichts Schöneres als am Abend den Spyri zuzuschauen.
Zurück zu den Mauerseglern: Wann kommen sie aus dem Winterrevier zurück?
Die Alpensegler kommen Ende März, die Mauersegler einen Monat später. Dafür ziehen diese schon am 1. August wieder Richtung Süden. Die Alpensegler bleiben bis September/Oktober, beide überwintern in Zentralafrika.
Wie sieht ein typischer «Seglertag» am Turm aus?
Sie sind hier, haben aber nichts anderes zu tun ausser, Eier zu legen und zu fressen. Tagsüber sind sie kaum sichtbar, ausser bei den Abendspielen. Wenn es einnachtet, fliegen sie kreischend um den Turm und zeigen ihre Abendshow. Anders sieht es aus, wenn die Mauersegler ihre Jungen füttern, dann sind sie auch tagsüber sehr aktiv.
Und bei Schlechtwetter?
Mauersegler sind faszinierende Tiere. Sie verbringen praktisch ihr ganzes Leben in der Luft. Sie fressen, paaren sich und schlafen, während sie fliegen. Sie kommen nur zum Brutkasten, um Eier zu legen und die Jungen zu füttern. Wenn es regnet, fliegen sie bis nach Frankreich, um zu fressen und kommen danach zurück. Wenn eine Front aus Westen kommt, fliegen sie vor der Front bis ins Deutsche, tauchen dann durch die Front und fliegen wieder zurück.
[i] Peter Rosin hält einen Vortrag zum Thema: «Mauersegler im Dorf, laut und schnell»
25. Juni, 19:30 Uhr, Bühlmatte Treff, Grosshöchstetten
Erstellt:
27.05.2025
Geändert: 28.05.2025
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