Entlastungsstrasse Münsingen: Rossboden bleibt im Rennen

In die Mitwirkung flossen sechs Varianten ein. Darunter auch die vom Gemeinderat favorisierte Linienführung (siehe Plan). Diese sieht vor, dass beim Friedhof ein Kreisel gebaut wird. Von dort führt die Strasse entlang der Bahnlinie, bis sie rund 200 Meter nach dem Pfarrstutz die Gleise unterquert.

Geringe Beteiligung als Zustimmung?

Mit 129 Stellungnahmen – davon 111 von Privatpersonen – sei die Beteiligung an der Mitwirkung relativ tief ausgefallen. „Beim Projekt Bahnhof West äusserten sich über 180 Private“, zieht Gemeinderat Andreas Kägi (FDP) am Donnerstag anlässlich der Medienorientierung einen Vergleich. Der Gemeinderat werte dies als Zeichen dafür, dass ein Grossteil der Bevölkerung die Entlastungsstrasse als sinnvoll erachte und sich deshalb nicht an der Mitwirkung beteiligen wollte.

Sinn mache die Strasse jedoch nur, wenn auch die Ortsdurchfahrt saniert und die Industriestrasse gebaut werden könne. „Wir haben in der Mitwirkung festgestellt, dass dieses Dreierpaket relativ gut verstanden worden ist. Sowohl von Befürwortern, als auch von Gegnern“, freut sich Kägi.

Kritikpunkt Rossboden

Für Kritik sorgte im Vorfeld insbesondere die Linienwahl durch den Rossboden. Mittels Petition forderte die Interessengemeinschaft autofreier Rossboden (IGaR) die Ausarbeitung einer „Variante light“, die durch die Nutzung der heutigen SBB-Unterführung beim Pfarrstutz den Rossboden verschont und zudem ein Lastwagenfahrverbot beeinhalten soll.

Ähnliche Forderungen gingen auch im Rahmen der Mitwirkung ein. Darunter der Vorschlag, die Strasse bei der SBB-Unterführung Pfarrstutz einspurig zu betreiben. Für den Gemeinderat stellt dies jedoch keine praktikable Lösung dar. Alleine das PZM erzeuge rund 1'000 Fahrten pro Tag, die, wie die übrigen Fahrzeuge auch, bei einem einspurigen Betrieb aus Attraktivitätsgründen wohl nach wie vor den Umweg über das Zentrum nehmen würden.

Zudem fänden täglich 120 Lastwagenfahrten zu Firmen oder Privathaushalten im Unterdorf statt, weshalb der Gemeinderat auf ein Lastwagenfahrverbot verzichtet. Berücksichtigt wird jedoch bei der weiteren Planung nicht nur die Linienführung durch den Rossboden, sondern auch diejenige mit der Unterquerung auf Höhe Pfarrstutz (siehe Plan). Die in der Mittwirkung präsentierten Varianten werden dadurch auf deren zwei reduziert.

Im September wird abgestimmt

In einem nächsten Schritt trifft der Gemeinderat weitere vertiefte Abklärungen hinsichtlich Landschafts- und Lärmschutz. Zudem will er die Kosten der beiden Varianten vergleichen. Anhand der Ergebnisse fällt er Anfang April den Entscheid, ob er dem Parlament eine oder zwei Varianten vorlegt. Im September soll schliesslich an der Urne über den Kredit abgestimmt werden.

Was, wenn der Kredit vom Volk abgelehnt wird? Dann werde es schwierig, eine Lösung zu finden, so Kägi. Die Topographie Münsingens mit den Begrenzungen durch Belpberg, Autobahn, Aare und den Hügeln in Richtung Tägertschi schränke die mögliche Linienführung ein. „Eine Entlastung des Dorfzentrums ist eigentlich nur mit dem Bau einer Strasse in Richtung Norden sinnvoll und möglich.“

[i] Siehe auch:

- „Münsingen – 661 Unterschriften gegen die Entlastungsstrasse“ vom 13.12.2016

- „Entlastungsstrasse Münsingen: IG verlangt autofreien Rossboden“ vom 18.10.2016

-  „Münsingens Verkehrsproblem: Dreierpaket soll Stau mindern“ vom 16.09.2016

- „Ortsdurchfahrt, Entlastungsstrasse, Bahnhof West: 78‘500 Franken für Münsinger Verkehreserhebung“ vom 12.12.2015

- "Münsingen - Parlament will Entlastungsstrasse" vom 26.8.2015
- "Münsingen - Neue Strasse soll Stau verhindern" vom 4.8.2015