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Badifest Grosshöchstetten: Die vierstellige Gebühr des Gemeinderats sorgt für Kopfschütteln

Am kommenden Samstag steigt in der Badi Grosshöchstetten nach einem mehrjährigen Unterbruch wieder ein Badifest. Neben verschiedenen Aktivitäten am Nachmittag stehen am Abend zwei Konzerte und ein DJ-Set auf dem Programm. Der Grosshöchstetter Gemeinderat hat für die Benützung der Badi und Arbeiten durch die Gemeindeangestellten eine Gebühr von 4650 Franken festgelegt. Die Gebühr kommt nicht überall gut an.

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Am kommenden Samstag steigt in der Badi Grosshöchstetten (Bild) ein Badifest. Die hohe Benützungsgebühr des Gemeinderats ist umstritten. (Bild: Archiv BERN-OST)
Insgesamt vier Grosshöchstetter Vereine – der Frauenverein, der Volleyballclub, der Verein Jugendtreff GROASE sowie die Freie Wählergruppe – haben sich zur Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und organisieren gemeinsam mit über 60 Freiwilligen das Badifest.

Ziel der IG sei es, das Freibad mit verschiedenen Aktivitäten in und neben dem Wasser sowie einem attraktiven Unterhaltungsprogramm am Abend zu beleben, sagt Heinz Kähr, Mediensprecher des Badifests.

"Der Gemeinderat beurteilt das Badifest als politischen Anlass"

Gemeindepräsident Hanspeter Heierli (BDP) bestätigt die Gebühr gegenüber BERN-OST. "Das Badifest liegt quer zur Strategie der Gemeinde", sagt er. Diese will das Freibad bekanntlich schliessen. Heierli weiter: "Der Gemeinderat beurteilt das Badifest als politischen Anlass. Dieser soll einerseits den Leuten dienen, welche das Freibad erhalten wollen. Anderseits haben die Freien Wähler, welche das Fest mitorganisieren, die Absicht, sich damit zu profilieren."
 
Mit der Gebühr sollen gemäss Heierli alle Arbeitsstunden und Kosten der Gemeinde abgegolten werden. "Der Gemeinderat will keinen politischen Anlass finanzieren", sagt Heierli. Dass die Initianten der Initiative "Üses Freibad blybt" nicht als Mitorganisatoren des Badifestes auftreten, bezeichnet der Gemeindepräsident als "clever".

"Ein Dorf lebt von den Vereinen"

"Ich halte die hohe Gebühr für eine absolute Frechheit", sagt ein nicht namentlich genannt sein wollender Grosshöchstetter Gewerbler gegenüber BERN-OST. Die IG habe das Geld nun mit einer Sammelaktion beim Gewerbe zusammengekratzt. "Dabei sollte dieses Geld den Vereinen zukommen. Ein Dorf lebt von den Vereinen", so der Gewerbler.

"Wir haben die grosse Kröte geschluckt"

"Wir sind mit der hohen Gebühr nicht einverstanden und hätten uns mehr Unterstützung vom Gemeinderat erhofft", sagt Badifest-Sprecher Heinz Kähr. Aber: "Wir haben die grosse Kröte geschluckt und versuchen es trotzdem, auch wenn der Aufwand grösser geworden ist." Ein Kränzchen windet Kähr den Gemeindeangestellten: "Diese leisten tolle Arbeit für das Badifest."


[i] Eine halbe Stunde nach dem Interview hat Gemeindepräsident Hanspeter Heierli seine Aussagen komplett zurückgezogen und BERN-OST stattdessen schriftlich die folgende Stellungnahme unterbreitet: "
Gemeindepräsident Hanspeter Heierli (BDP) bestätigt die Gebühr gegenüber BERN-OST. 'Der Gemeinderat hat sich eingehend mit der äusserst kurzfristig eingereichten Anfrage der IG Badifest befasst. Er hat festgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen der eingereichten Gemeindeinitiative 'Üses Freibad blybt' sowie mit den bevorstehenden Gemeindewahlen 2017 besteht.' Heierli weiter: 'Die  Beteiligung einer politischen Partei zu diesem Zeitpunkt an der IG Badifest hat zur Folge, dass die Gemeinde diesen Anlass nicht unterstützen kann, weil sonst andere Parteien benachteiligt werden.' Mit der Gebühr sollen gemäss Heierli die Arbeitsstunden und Kosten der Gemeinde abgegolten werden. 'Der Gemeinderat ist der Ansicht, dass es dem Steuerzahler gegenüber nicht vertretbar ist, wenn durch diesen Anlass Kosten für die Gemeinde entstehen.'"

[i] Zum Veranstaltungseintrag auf BERN-OST…

[i] Siehe auch Newsberichte...
- "Grosshöchstetten - Badi-Initiative ist gültig" vom 16.6.2017
"Grosshöchstetten - Über 1000 Unterschriften für die Badi-Initiative" vom 26.04.2017
- "Grosshöchstetten - Schon über 700 Unterschriften für die Badi-Initiative" vom 18.02.2017
- "Badi Grosshöchstetten: 'Eine Steuererhöhung gibt es so oder so'" vom 9.1.2016 
- "Grosshöchstetten - Projekt 'Umnutzung Freibad' startet" vom 16.12.2016
- "Grosshöchstetten - Initiative soll das Freibad retten" vom 27.7.2016
- "Grosshöchstetten - Gemeinderat will das Freibad schliessen" vom 16.3.2016


Autor:in
Res Reinhard, res.reinhard@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 22.08.2017
Geändert: 22.08.2017
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