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Wirt Heinz Stucki aus Grosshöchstetten: „Die Sonne soll eine Stiftung werden“
Der Wiederaufbau des vor einem Jahr abgebrannten Gasthofs Sonne in Grosshöchstetten ist nach einer Verzögerung in vollem Gange. „Es wird etwas ganz Schönes geben“, sagt Wirt Heinz Stucki. BERN-OST hat er verraten, was er mit der Sonne vorhat.
„Es ist ein umfangreiches Sanierungsprojekt“, sagt Stucki. „Ein Teil des Hauses wird unterkellert und der antike Keller wird ein Weinkundemuseum. Der mittlere Stock wird zum Gastronomiemuseum und es gibt einen Multifunktionssaal, der offen ist bis zum Dach.“ Zudem erneuert Stucki die Toilettenanlage und baut einen Lift ein.
Finanzierung teilweise noch offen
Die Bauarbeiten erfolgen in drei Etappen. „Das machen wir, weil die Versicherung zwar gut bezahlt hat, aber dennoch Einiges an Geldern fehlt“, sagt Stucki. „Zuerst kommen das Dach, der Dachstuhl und die Fassade, dann die Unterkellerung, der Lift und die Toiletten, und zum Schluss werden das Restaurant und die Küche wiederhergestellt.“
Die Finanzierung hält Stucki auf Trab. Besonders für das Gastronomiemuseum und die geplante Stiftung sucht er noch Unterstützung. „Das Thuner Gastronomiemuseum, welches aus dem Schloss Schadau weg muss, hatte aufgrund seiner Statuten kein Interesse an einem Zusammenschluss“, sagt Stucki enttäuscht. Nachdem er bislang erfolglos gesucht hätte, werde er nun in diversen Gastronomiezeitschriften Inserate schalten.
Wirts- und Zimmermannstradition vereint
Stucki erzählt mit Leidenschaft von den geplanten Veränderungen und dem Wiederaufbau seines Gasthofs. „Von der Seite meines Vaters her habe ich fünf Generationen Zimmermänner und Schreiner als Vorfahren, von Mutters Seite her fünf Generationen Wirtsleute“, sagt Stucki. „Da ist es mir ein besonderes Anliegen, beide Dinge miteinander zu vereinen.“
Am Jahrestag des Brandes hatte er die Tanne ausgesucht, welche für den First, den obersten Balken auf dem Haus, verwendet wird. „Der Baum ist um die 125 Jahre alt, was die Zeitspanne von fünf Generationen umfasst. Toll, passt und freut mich!“, schreibt Stucki zu einem Foto, das seine Eltern beim Zählen der Jahresringe zeigt. Das Bild postete er auf Instagram, wo man den Wiederaufbau mitverfolgen kann.
Historische Bauteile werden wieder eingebaut
Tradition und Geschichte seines Gasthofs sind Stucki wichtig. Deshalb legt er besonderen Wert auf die Details. „Wir verwenden nur einheimisches Holz und vom historischen Material wird das, was noch brauchbar ist, wieder eingebaut“, sagt er.
Dies ist unter anderem beim Dachstuhl der Fall, wo sehr viel Holz ausgewechselt werden muss. „Es ist eine grosse Umwälzung, aber es wird sehr schön“, sagt Stucki. Nachdem es Komplikationen gab bei der Vergabe des Bauauftrags für den Dachstuhl, kann es nun mit einem halben Jahr Verzögerung los gehen. Trachsel Holzbau aus Landiswil führt die Arbeiten aus.
Augenmerk auf antiken Details
Seit dem Sommer schützt ein Notdach das Haus. Nun wird es wieder mit antiken Biberschwanzziegeln gedeckt und von zwei Berner Kaminen gekrönt. Diese schauen aus wie kleine Häuser mit Giebeldach. „Einer war schon ein Berner Kamin, der zweite wird als solcher ausgebaut“, sagt Stucki.
Auch im Innern wird den alten Bestandteilen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. „Im Erdgeschoss konnten wir viel historische Substanz erhalten, wie beispielsweise das Täfer“, sagt Stucki. „Die oberen Stockwerke werden neu ausgebaut, aber mit historischem Augenmerk.“ Der Neuausbau betrifft vor allem die Elektrik des Hauses, die Heizung und die Sanitäranlagen.
Denkmalpflege hilft bei historischer Ausstattung
Die Denkmalpflege berät Stucki beim Wiederaufbau und greift auch tatkräftig unter die Arme. „Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen mit der Denkmalpflege“, sagt Stucki. „Ich erhalte einen antiken Parkett als Ersatz für einen der alten Böden." Zudem konnte er einen Trittofen von 1730 anschauen gehen. Da er vom Entstehungsdatum her zum Haus passt, würde ihn die Denkmalpflege gerne in der 1748 erbauten Sonne unterbringen.
In der Küche wird zu einem späteren Zeitpunkt auch der alte Kochherd von 1926 wieder eingebaut, nachdem er auseinandergenommen und restauriert wurde. „Wir werden also wieder auf Holzfeuer kochen“, sagt Stucki.
Wiedereröffnung 2018
Im Spätherbst 2018 soll das Restaurant wiedereröffnen. Bis dahin überbrückt Stucki mit diversen temporären Einsätzen. „Ich koche in Sportlagern für Jugendliche, an privaten Anlässen und mache Risotto auf Märkten“, sagt Stucki. Daneben verdient er mit der Wohngemeinschaft in seinem Wohnhaus etwas dazu.
„Zudem freut es mich sehr, dass ich für Kambly das Sonntagszmorgebuffet machen kann, welches von Januar bis März alle zwei Wochen stattfindet.“ Kambly engagierte ihn auch für den letztjährigen Weihnachtsmarkt. Einen weiteren externen Einsatz leistete er an der Brächete in Zäziwil.
[i] Den Wiederaufbau können Sie auf Instagram unter #sonnenaufbau mitverfolgen.
[i] Siehe auch:
- Sonne Grosshöchstetten: Ein neues Dach und ein ganz anderes Konzept vom 28.07.2016
- Sonnen-Wirt Heinz Stucki: "Ich habe den Blues" vom 26.02.2016
- Grosshöchstetten - Gerettete Kulturgüter werden ausgestellt"vom 18.02.2016
- Brand der Sonne Grosshöchstetten: Es war ein technischer Defekt"vom 04.02.2016
- Sonne Grosshöchstetten: Gefühls-Jojo und Schaden im hohen sechsstelligen Bereich vom 25.01.2016
- Wirt der Sonne Grosshöchstetten: "Ich bin schockiert und erschüttert" vom 19.01.2016
- Grosshöchstetten - Grossbrand im Gasthof Sonne vom 18.1.2016
Erstellt:
06.02.2017
Geändert: 04.10.2018
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