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Holzwirtschaft: Die Stürme brachten Arbeit, aber eine unsichere Holzqualität
Mit Burglind, Evi und Friederike trieben Anfang Monat gleich drei Stürme ihr Unwesen und fällten zahlreiche Bäume. Das Sturmholz beeinflusst die Arbeit von betrofffenen Gewerben wie Sägereien und Forstunternehmen in der Region stark. BERN-OST hat nachgefragt.
„Es ist ganz wahnsinnig, wieviel wir zu tun haben“, sagt Frostunternehmer Christian Fankhauser aus Oberthal, nachdem er sich ausser Hörweite der lärmenden Maschinen gebracht hat. Sie hätten soviel zu tun, dass sie in einem Jahr nicht alles würden aufräumen können. Sein Unternehmen führt Forstarbeiten für verschiedene Privatbesitzer aus. Auf diese Stammkunden konzentriert er sich nun, einen weiteren Auftrag hat er bereits abgelehnt.
Sturmholz hat Priorität bei Forstunternehmen
Auch Hans Habegger, Forstunternehmer aus Linden ist durch das Sturmholz stark gefordert: „Es ist sehr hektisch. Die Stürme haben alles über den Haufen geworfen.“ Was das bedeutet, erklärt Hans Lehmann von der Lehforst GmbH aus Oberdiessbach: „Die Normalholznutzung ist auf den Herbst verschoben worden.“ Sprich: Zuerst wird das Sturmholz verarbeitet, was jetzt zu fällen geplant war, muss warten.
Lehmann arbeitet zur Zeit im Gmeiswald bei Mirchel. „Es sind viele Einzelwürfe, was viel Aufwand bedeutet“, sagt er. Gleichzeitig hätten sie etwas umstellen müssen, damit sie nicht zuviel Holz auf den Markt brächten und ihre Leute gleichmässig beschäftigen könnten. „Bis im Frühling werden wir aber gleich viel Kubikmeter Holz aus dem Wald geholt haben wie sonst“, sagt Lehmann.
Knapper Lagerplatz und Zeitdruck
Bis dann muss das Holz auf Lagerplätze gebracht und gespritzt werden, da sonst der Befall durch den Borkenkäfer droht, der das Holz für die weitere Verarbeitung unbrauchbar macht. Forstunternehmer Christian Fankhauser aus Oberthal sagt, dass es bei ihnen bereits Engpässe bei der Lagerung gegeben habe.
Erschwert wird der Umstand durch die Auftauphase im Frühling: „In dieser Zeit haben wir teilweise Gewichtsbeschränkungen für LKW-Fahrten, was bedeutet, dass wir dann nicht handeln können“, sagt er.
Auf externe Lagerplätze ist wiederum vor allem die Sägerei OLWO aus Worb angewiesen. „Wir haben selber zu wenig Platz dafür“, sagt Thomas Lädrach, Verwaltungsratspräsident der Firma. Und die Zeit drängt: „Bis im April sollte das Holz aufgerüstet sein“, sagt er.
Holzpreise bislang unverändert
Auch Lädrach geht davon aus, dass das Holzüberangebot bis im Sommer wieder ausgeglichen ist. Deswegen sei der Holzpreis bis jetzt noch gleich geblieben. „Wir haben jedenfalls unsere Preise noch nicht geändert“, sagt Lädrach. Die Nachfrage nach Schweizer Holz sei nach wie vor da und sie wollten ihre Kunden beliefern.
Riskante Qualität
Beim Einkauf wird die OLWO aber genauer hinsehen: „Wir werden besonders auf die Qualität achten“, sagt Lädrach. Was mit den Wurzeln geworfen worden sei, sei meist noch brauchbar für die Säge. Alles andere kann nur noch als Energieholz oder zur Produktion von Spanplatten verwendet werden.
Die fragliche Holzqualität bedeutet für die OLWO ein grösseres Risiko beim Einkauf. Viel mehr ins Gewicht fällt sie aber für kleine Unternehmen wie den Drei-Mann-Betrieb von Arthur Schelker aus Herbligen. „Manche Schäden sieht man erst beim Sägen“, sagt er. In einem solchen Fall tue ihnen der finanzielle Verlust schon weh.
Weniger gutes Holz
Die Holzqualität hat auch Auswirkungen auf den Holzhandel. Rolf Steiner von Steiner Holz aus Walkringen rechnet damit, dass es in der nächsten Zeit schwieriger werden könnte gutes Holz zu bekommen, da das gute Holz nicht gefällt wird. „Der Preis könnte deshalb steigen“, meint er. Sie seien darauf angewiesen, dass nächstes Jahr gutes Holz geschlagen werde. „Die Holzeinkäufer spuren bereits in diese Richtung“, sagt er.
Von den Sturmschäden an Häusern profitieren aber auch einige Gewerbe. „Die Dachdecker haben derzeit viel Arbeit“, sagt Steiner. Diese beziehen bei ihm Holz. „Die Versicherung bezahlt die Arbeiten und es muss einfach gemacht sein“, sagt er.
[i] Siehe auch Newsberichte...
- "Drei Stürme, drei "Treffer": Grosser Schaden im Waldmätteli in Zäziwil" vom 20.01.2018
- "Münsingen - Sturm Evi fällt Baum, Autoanhänger fliegt auf Gegenfahrbahn" vom 16.01.2018
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Erstellt:
31.01.2018
Geändert: 31.01.2018
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