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Rüfenacht - Die Schüler meiden den empfohlenen Schulweg
Der erste Schultag hat gezeigt: Die Oberstufenschüler fahren mit dem Velo nicht über die Kantonsstrasse zum Worbboden. Entgegen der Empfehlung des Gemeinderates nehmen sie den Weg über den Äusseren Stalden.
Die Routenwahl überraschte nicht. Über den Stalden waren vor Jahren schon die Sekschüler gefahren, als sich die Sekundarschule für ganz Worb im Worbboden befand. Zudem hatte sich vor den Sommerferien gezeigt, dass die Mehrheit der Eltern aus Rüfenacht ihre Kinder über den Äusseren Stalden schicken wollen. Den Instruktionsanlass der Kantonspolizei zum neuen Schulweg besuchte nur gerade ein Viertel der Schüler. Und die Interessengemeinschaft IG Zentralisierung Nein hatte die gemeinderätliche Routenempfehlung mehrmals stark kritisiert.
Gefreut hat sich IG-Mitglied Stefan Müller, Vater zweier Schulkinder. Er stand am Morgen an der Strecke und beobachtete die Szenerie. «Der Weg über die Kantonsstrasse ist ein Gezwänge», sagte er. Es sei klar: «Die Bevölkerung von Rüfenacht will den Stalden als Schulweg. Es geht jetzt darum, diese Route sicherer zu machen.»
Die IG fordert unter anderem, die Kantonsstrasse ab der Einmündung des Staldens umzugestalten. Der talwärts führende Radstreifen solle aufgehoben und die Fahrbahn verschoben werden. Müller: «So gäbe es Platz für einen genügend breiten, abgetrennten Fuss- und Radstreifen auf der anderen Strassenseite.»
Heute besteht dort nur ein schmalers Weglein, das an einer Stelle erst noch durch eine hineinragende Hausecke verengt ist.
«Können es nicht verbieten»
Der Gemeinderat möchte, dass die Schüler im Gebiet Langenloh auf die Kantonsstrasse einbiegen. Dort waren gestern jedoch ausser den Töfflifreaks keine Jugendlichen zu sehen. Beat Flückiger, Besitzer der Autogarage im Langenloh, beobachtet das Geschehen auf der Strasse seit Jahren. Die Situation sei schwierig, weiss er – weil dort das Blaue Bähnli, Autos, Velofahrer und Fussgängern aufeinander treffen. «Es ist sicher nicht der ideale Schulweg», so Flückiger.
Die Schulkinder von Vielbringen kreuzen dort sei jeher die Strasse, um ins Rüfenachter Schulhaus zu gelangen. «Wenn sie «lauere», kann es gefährlich werden», sagt Flückiger. Ausserdem gebe es oft Auffahrunfälle, wenn Autos vor einem Fussgängerstreifen anhalten.
Das weiss auch Gemeindepräsident Niklaus Gfeller. Trotzdem ist er von der Empfehlung überzeugt. Die Route über den Stalden sei besonders wegen der Stöckliecke am Fuss- und Radweg gefährlich. «Wir können es den Eltern aber nicht verbieten, die Kinder auf diesen Weg zu schicken.» Im Parlament sind drei dringliche Vorstösse hängig, welche Anpassungen des Schulwegs verlangen. Der Gemeinderat habe diese noch nicht behandelt, so Gfeller. Im Parlament sollen sie am 9. September traktandiert werden.
Mit Kameras überwacht
Inzwischen verfolgt der Kanton die Situation in Worb. In diesen Tagen beobachten dort Polizisten die Verkehrslage. Auch das Tiefbauamt schaut hin: Im Langenloh, bei der Einmündung des Staldens und beim Worbboden-Kreisel sind Videokameras installiert. «Wir analysieren die Verkehrsabläufe und können erkennen, wie sich Tempo 60 auswirkt», sagt Kreisoberingenieur Ueli Weber.
Der Kanton kontrolliert per Video
Mit drei Videokameras filmt das kantonale Tiefbauamt das Verkehrsgeschehen auf dem Schulweg von Rüfenacht nach Worb.Die hohe, schwarze Stange fällt kaum ins Auge. Sie ist neben der Langenloh-Garage in Rüfenacht an einer Strassenlampe befestigt. Auf Kniehöhe befindet sich ein Kasten, auf dem ein Zettel klebt: «Videoaufnahmen zu Verkehrsanalysen». Genau: Zuoberst auf der Stange sitzt eine kleine Kamera. Ein gleiches Gerät steht beim Äusseren Stalden und neben dem Worbboden-Kreisel in Worb.
Wer die Videokameras installiert hat, wissen zunächst weder die Worber Behörden noch die Kantonspolizei. Beim kantonalen Tiefbauamt löst sich das Rätsel. «Ja, wir haben die Kameras aufstellen lasssen», sagt Ueli Weber, Oberingenieur Kreis II. Es handle sich um eine Art Erfolgskontrolle. Das Tiefbauamt will herausfinden, ob das neu signalisierte Tempo 60 Wirkung zeigt. «Wir wollen auch wissen, ob Konflikte entstehen und welche Wege die Schüler fahren.» .
Das Tiefbauamt nutzt die Videodaten wie eine Verkehrszählung, so Weber. Die Daten würden nicht archiviert, Nummernschilder seien nicht erkennbar. «Solche Kontrollen machen wir immer wieder, um Verkehrssituationen zu überprüfen.» In Worb laufen die Kameras diese Woche und in zwei weitern Zeitfenstern. Danach werden die Daten ausgewertet.
[i] Siehe auch...
- "Schulweg Worb: Neu Tempo 60 statt 80 - Kritiker noch nicht zufrieden" vom 6.8.2015
- "Schulzentralisierung Worb: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen" vom 03.08.2015
- "Worber Schulweg-Streit - Geschäft nicht sauber abgewickelt" vom 10.07.2015
- "Worber Schulweg-Streit - Eltern demonstrieren weiter" vom 02.07.2015
- "Worb - Schüler aus Rüfenacht müssen doch über die Kantonsstrasse" vom 22.06.15
- "Schulzentralisierung Worb - Müssen die Schüler nun doch über die Kantonsstrasse?" vom 03.06.15
- "Schulzentralisierung Worb - IG Nein sorgt sich um sicheren Schulweg" vom 20.05.15
- "Worb - Gesucht wird ein sicherer Schulweg" vom 12.11.14
Erstellt:
10.08.2015
Geändert: 10.08.2015
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